Wie wird die Küche wirklich smarter?

Sie träumen von Küchengeräten, die auf Zuruf agieren? Gibt's! Aber statt Neukauf besser selbst aufrüsten!

Smart Home Steuer Panel an der Seitenwand einer Küchenzeile

Smart muss nicht teuer sein. Und die Küche smarter werden zu lassen, bedeutet nicht, dass man alle Geräte austauschen muss. Freilich ist das die einfachste Lösung, aber damit sind Sie auch meistens an einen bestimmten Hersteller gebunden. Mit ein bisschen Computer-Know-how und Elektronikverständnis lässt sich vieles im Alleingang nachrüsten.

Was bedeutet eigentlich Smart Kitchen? Im Kern geht es darum, aus der Ferne Zugriff auf seine Hausgeräte zu haben oder diese so zu vernetzen, dass sie ihren Dienst autark und zur richtigen Zeit verrichten. Stichwort: sensorgestütztes Auslösen von Aktionen. Die richtige Zeit kann das Heimkommen sein, bestimmte Uhrzeiten etc. Weiter geht's mit automatischer Dosierung von Wasch- und Spülmittel, personalisierter Zubereitung und Sprachsteuerung.

Was ist wirklich smart in der Küche – im Sinne des Menschen?

Wir finden, dass viele smarte Neuerungen in der Küche nicht wirklich nötig sind. Will man wirklich, dass der Geschirrspüler autark Tabs nachordert? Oder wollen Sie Ihren Backofen nur noch per Smartphone bedienen? Ein Kaffeevollautomat, der an meinem Fingerabdruck erkennt, wie ich Kaffee am liebsten trinke (habe ich freilich vorher einprogrammiert ...) – das beeindruckt natürlich jeden Besucher, aber was, wenn – wie so oft – die Sensortechnik versagt, weil der Finger zu trocken ist, oder ich heute mal ganz andere Geschmacksvorlieben habe?

Nach etlichen internen Diskussionen haben wir uns drei smarte Küchenerweiterungen herausgesucht, von denen wir finden, dass sie wirklich Sinn machen. Ob sich dafür dann gleich eine Neuanschaffung lohnt, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht ja nicht! Aus diesem Grund haben wir recherchiert, wie man sein bestehendes Einbaugerät auch nachträglich noch smart macht. Es gibt tatsächlich einige Möglichkeiten.

Smarter Kühlschrank: nachträglich in Eigenregie aufrüsten

Bislang sind IP Kameras noch in erster Linie für die Außenüberwachung gefragt. Da wir uns in diesem Blog aber nur mit intelligenten Küchen beschäftigen, suchen wir hier nach Einsatzmöglichkeiten für netzwerkfähige Kameras. Dazu gehört natürlich die Kühlschrankkamera. Auf der letzten IFA haben Hersteller wie Bosch und Siemens derart aufgerüstete Kühlschränke vorgestellt. Es lässt sich aber auch jeder beliebige Kühlschrank nachträglich noch mit einer Innenraumkamera ausrüsten. Der Vorteil ist, dass man nie mehr im Supermarkt steht und überlegt, ob von diesem oder jenem noch genügend da ist. Unter diesem Link gibt es eine einfache Anleitung, wie man mit einem ausrangierten Android Smartphone, einem Fisheye-Aufsatz für die Kamera, einer kostenlosen App und Klebeband ganz schnell einen smarten Kühlschrank kreiert. WLAN ist natürlich Voraussetzung! Eine vielleicht noch bessere Alternative ist die vorgefertigte Fridge Cam, die sogar einen Bewegungssensor hat und bei jedem Öffnen der Kühlschranktür ein Foto vom Inhalt des Kühlschrank schießt. Darüber hinaus ist das einfach zu montierende Auge mit Bilderkennungssoftware ausgerüstet. Über die zugehörige App kann man ihr sogar beibringen, welches Lebensmittel in welcher Verpackung ist.

Sensor in den Dunstabzug einbauen

Es gibt zig Fertigbauteile, um den Dunstabzug an den Zustand des Fensters zu koppeln – wegen der gesetzlich geforderten Luft-Zuführung. Eine Anleitung, wie man die Dunstabzugshaube dazu bringt, in Betrieb zu gehen, wenn Kochwrasen aufsteigen, findet sich im Internet nicht, dafür jede Menge Dunsthauben, die damit schon ausgerüstet sind. Aber wie bringt man einen "dummen" Dunstabzug nachträglich dazu, sich bei Kochdämpfen selbst einzuschalten? Eine Lösung, die mit Sicherheit funktioniert, aber etwas Programmieraufwand beinhaltet, basiert auf dem Bastelrechner Raspberry Pi, Sensoren wie DHT11 und DHT22, die Luftfeuchte und Temperatur messen, und Raspberry Pi Funksteckdosen (433MHz), die sich mit wiringPi ansprechen lassen. Eine andere Möglichkeit ist die, den Indexa Herdwächter um eine zweite Steuereinheit zu erweitern. Von Haus aus ist der Herdwächter dazu da, bei hoher Hitzeentwicklung einen Warnton abzugeben. Gleichzeitig schaltet er per Funk das Kochfeld aus. Damit er bei ungefährlicher Hitzeenwicklung stattdessen den Dunstabzug einschaltet, installiert man eine zweite Steuereinheit an den Drähten, die von der Haube zur Steckdose gehen, welche in der Regel oberhalb zu finden ist. Das macht für den Elektriker weniger Arbeit als den Herd hervorzuziehen, um die Indexa Steuereinheit zwischen Anschlussdose und Herdplatte zu installieren.

Hängeschränke auf Zuruf öffnen

Dazu existiert noch keine Herstellerlösung, obwohl die Technik längst verfügbar ist. Manchmal fragt man sich, warum die wirklich nützlichen Sachen im Bereich Smart Home Seltenheitswert haben. Fingerabdrücke und unnötiges Abstellen von Geschirr kann man sich nämlich ersparen, wenn die Falttür am Oberschrank statt per Tip-on per Sprachbefehl öffnet. Dazu müsste man den elektrischen Öffnungsmechanismus – am bekanntesten ist Servo-Drive von Blum – bspw. mit Ubi verknüpfen. Das AVS (Alexa Voice Services) Entwicklungspaket lässt sich unkompliziert über das Webfrontend konfigurieren. Alles, was man dazu noch braucht, sind ein Raspberry Pi, eine MicroSD-Karte und ein USB-Mikrofon (oder ein USB-fähiges DSP-Mikrofon-Set).

Küchengeräte mit dem Smart Home System koppeln

An erster Stelle steht natürlich die Entscheidung: welches Smart Home System? Das zu entscheiden ist schon mit am schwierigsten, denn man hat die Qual der Wahl. Längst haben sich einige Hersteller zusammen getan und versuchen Standards zu etablieren, darunter Bosch mit Home Connect, wo inzwischen auch Amazon Alexa mitmischt oder Philips. RWE hat innogy gegründet, die Telekom Qivicon. HomeKit von Apple setzt ein stationäres iPad oder Apple TV als Basis ein. Auch Samsung nutzt sein Smart TV als Hub – und seine Kühlschränke. Devolo nutzt für PowerLAN-Heimvernetzung die hausinterne Stromleitung. Herstellergebundene Systeme sind untereinander nur begrenzt kompatibel. Zu den offenen Systemen, die aber auch ein bisschen mehr Sachverstand erfordern, gehören FHEM, OpenHAB, Loxone oder Domoticz. Wer zuhause sowieso schon eine FRITZ!box hat, kann auch damit einiges anstellen. Kabelgebundene Technik wie KNX ist – so möglich – funkbasierter vorzuziehen. Ganz besonders, wenn es um eine Alarmanlage geht!