Küchenarmatur und gesundes Leitungswasser

Wasserhygiene hängt nicht zuletzt auch vom Hahn ab

Wasser ist nie gleich Wasser, schon gar nicht, wenn es in der Küche aus dem Hahn kommt. So sorgfältig die örtliche Trinkwasserversorgung das Leitungswasser auch prüfen mag – auf dem Weg in Ihre Küche kann dem Wasser viel passieren, gerade auf den allerletzten Metern.

Wissen Sie, durch welche Art von Leitungen das Wasser bei Ihnen im Haus fließt? Früher machte man sich wegen Bleirohren Sorgen. Heute sind es eher Kunststoffschläuche, die bedenklich sein können. Ihre Verwendung hat in der Trinkwasser-Hausinstallation stark zugenommen. Doch nicht immer sind sie für permanentem Wasserdruck ausgelegt. Dann zersetzt sich das Material und sondert Schadstoffe in das Leitungswasser ab.

Armatur mit Schlauchbrause in der Küche

Schlauchbrausen dürfen keine Weichmacher enthalten


Trinkwassertaugliches Schlauchmaterial darf nicht die Bildung von Biofilmen begünstigen. Andernfalls können sich Algen und Bakterien vermehren und pathogene Mikroorganismen ansiedeln. Die Trinkwasserverordnung wird diesbezüglich derzeit überarbeitet: Bei Schläuchen sind eine Menge neuer Materialien ins Spiel gekommen, darunter Elastomere und Silikone. Daher haben Umweltbundesamt und DVGW* die alten Prüfzeichen zurückgezogen und bis 2025 die sogenannte KTW-BWGL-Übergangsregelung festgelegt.

Materialmix bei Küchenarmaturen

Zertifikate vom *Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches bescheinigen auch Küchenarmaturen Unbedenklichkeit. Denn auch hier sind unterschiedlichste Materialien verbaut, darunter auch Kunststoffe, bspw. bei Schlauchbrausen oder Armaturenanschlussschläuchen. Die Hersteller sind nach § 17 der Trinkwasserverordnung nicht verpflichtet, ihre Wasserhähne zertifizieren zu lassen. Das Umweltbundesamt empfiehlt es jedoch, da dies ein sicherer Nachweis für die trinkwasserhygienische Eignung ist.

Allein auf Verbraucherseite dürfte die Nachfrage nach solchen Zertifikaten steigen. 2021 hat die Stiftung Warentest nämlich 15 verchromte Hochdruckarmaturen auf Schadstoffe getestet. Zwei Drittel davon schnitten ziemlich schlecht ab, fünf sogar sehr schlecht, aber nicht aufgrund von Kunststoffbeschichtungen. Die schlechte Wasserqualität war auf erhöhte Nickel- und auch Blei-Werte zurückzuführen – und sie stammten aus den Wasserhähnen.

Das Problem liegt in der Verchromung: Chrom haftet nur in Verbindung mit Nickel. Bei der Galvanisierung kann das Schwermetall ins Innere der Armatur gelangen und so ins Leitungswasser. Besteht der Kern der Armatur aus Messing, ist auch Blei enthalten. Denn Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink, deren Verbindung einen Bleizusatz von 1-3% benötigt. Blei schädigt das Nervensystem und ist ganz besonders für Babys gefährlich. Bei kleinen Kindern kann auch Kupfer zu Magen-Darm-Beschwerden führen.

Was nicht heißt, dass verchromte Armaturen oder Messing-Armaturen per se gesundheitsschädlich sind, denn viele sind so gut gebaut, dass keine Metallabgabe ins Wasser erfolgt oder nur unter 5 Mikrogramm, der Höchstgrenze für Blei. Dazu kommt, dass dasjenige Wasser, welches die Stiftung Warentest bei ihren Tests prüfte, schon ein paar Stunden im Hahn gestanden hatte. Es ist also immer empfehlenswert, Stagnationswasser erst ablaufen zu lassen und nur das nachströmende zu verwenden.

Tomaten unter fließendem Wasser waschen in der Küchenspüle

Küchenarmaturen aus Edelstahl sind in puncto Gesundheitsverträglichkeit eine sichere Basis.

Trinkwasserqualität am Wasserhahn

Trinkwasserqualität an der Küchenarmatur hängt aber auch noch von anderen Faktoren ab.

  • Wassertemperatur: Das Umweltbundesamt empfiehlt, dass das warme Wasser überall im Leitungssystem stets eine Temperatur von mindestens 55 °C hat und aus dem Wasserhahn mit mindestens 60 °C fließt, damit es nicht zu Legionellenwachstum kommt.
  • Handhygiene: Entscheidende Voraussetzung für einwandfreies Trinkwasser in der Küche sind auch saubere Hände beim Bedienen der Armatur. Die Hahnöffnung wird am besten nie berührt. Schon gar nicht sollte sie Kontakt mit Lebensmitteln bekommen, insbesondere mit rohem Fleisch, Fisch oder Eiern.
    Leider braucht man in der Küche häufig genau dann Wasser, wenn die Hände gerade nicht sauber sind, sondern voller Teig oder beschmiert mit Resten der Lebensmittel, die man gerade geknetet oder geschnitten hat. In solchen Fällen sind Hebel gut, die man mit dem Ellenbogen erreicht oder Sensoren, die auf Gestik reagieren.
  • Abspülen: Spritzer beim Abspülen führen natürlich unweigerlich dazu, dass winzige Partikel an die Wasserhahnmündung gelangen. So ganz lässt sich das nie verhindern. Regelmäßig heißes Wasser laufen zu lassen wirkt einer Keimvermehrung entgegen. Wer die Spritzerei leid ist, besorgt sich einen Strahlregler, der das Wasser nicht mit Luft vermischt, sodass ein sogenannter Laminarstrahl herauskommt. Dadurch erhöht sich jedoch der Wasserverbrauch.
  • Perlator/Luftsprudler: Die Mischdüse sollte regelmäßig gereinigt werden, sprich abgeschraubt und in Essigessenz von Kalk befreit. Der Kalk beeinträchtigt nicht nur den Wasserstrahl. Er ist eine Nahrungsquelle für Mikororganismen und begünstigt die Vermehrung von Bakterien, Schimmel- und Hefepilzen. Aber auch ohne Kalk können unerwünschte Besiedelungen entstehen. Am besten tauscht man den Strahlregler einmal im Jahr durch einen neuen aus.